Das Berliner Einführungsmodell bietet uns den Rahmen für die aufregende und manchmal schwierige Zeit der Eingewöhnung. Es darf dabei nie aus den Augen verloren werden, dass jedes Kind das Tempo seiner Eingewöhnungszeit mitbestimmt. Je nach Temperament, bisherigen Bindungserfahrungen und individuellem kindlichem Verhalten dauert eine Eingewöhnung unterschiedlich lang.
Das grundlegende Ziel der Eingewöhnung besteht darin, während der Anwesenheit der Bezugsperson eine tragfähige Beziehung zwischen Fachkraft und Kind aufzubauen. Diese Beziehung soll bindungsähnliche Eigenschaften haben und dem Kind Sicherheit bieten. Das Gefühl der Sicherheit durch eine gute Beziehung zur Fachkraft, ist die Grundlage für gelingende Bildungsprozesse in der Kita und einen gesunden Start des Kindes in seinen neuen Lebensabschnitt. Darüber hinaus soll das Kind selbstverständlich die Kita mit all ihren Abläufen, Regeln, Ritualen aber auch ihren Menschen und Räumen in aller Ruhe kennen lernen. Für die Eltern bietet die Eingewöhnungszeit eine besondere Form des Einblicks in die Kita, der eine gute Grundlage für die folgende Erziehungs-und Bildungspartnerschaft legt.
Die Grundphase
Die Bezugsperson sollte sich mit dem Kind für ein bis zwei Stunden in der Kita aufhalten. Dabei verhält sie sich passiv, aber aufmerksam gegenüber den Signalen des Kindes. Sie ist für das Kind der „sichere Hafen“, d. h. sie folgt dem Kind nicht, ist aber immer gut erreichbar und aufmerksam. Die Fachkraft versucht vorsichtig, über Spielangebote Kontakt zum Kind aufzubauen. Es finden keine Trennungsversuche statt. Die Pflegeroutinen vollzieht die Mutter/der Vater.
Der erste Trennungsversuch
Am dritten oder vierten Tag entfernt sich die Bezugsperson nach einiger Zeit aus dem Gruppenraum, nachdem sie sich vom Kind verabschiedet hat. Lässt sich das Kind schnell von der Fachkraft beruhigen oder ist es eher gleichmütig, sollte die erste Trennungsperiode ca.30 Minuten betragen. Wirkt das Kind hingegen verstört oder beginnt zu weinen ohne sich schnell trösten zu lassen, so sollte die Trennung nicht länger als fünf Minuten betragen. Das kindliche Verhalten in dieser Situation hat erfahrungsgemäß einen gewissen Voraussagewert für den weiteren Verlauf der Eingewöhnung.
Die Stabilisierungsphase
Die Stabilisierungsphase beginnt mit dem fünften Tag. Die Fachkraft übernimmt zunehmend die Versorgung des Kindes (Füttern, Wickeln etc.). Sie bietet sich gezielt als Spielpartner an und reagiert auf die Signale des Kindes. Die Trennungszeiten werden, unter Beachtung der Bedürfnisse des Kindes täglich verlängert, ebenso die Anwesenheit des Kindes in der Kita. Am sechsten Tag ist das Kind häufig schon ohne Begleitung seiner Bezugsperson für mehrere Stunden in der Kita.
Die Schlussphase
In der Schlussphase der Eingewöhnung ist die Bezugsperson nicht mehr in der Kita anwesend, jedoch jederzeit für Notfälle erreichbar. Die Eingewöhnung gilt als abgeschlossen, wenn sich das Kind zum einen von der Fachkraft trösten lässt, aber auch grundsätzlich bereitwillig und gern in die Kita kommt. Dies lässt sich gut daran erkennen , dass es Spaß und Freude im Alltag hat, sich aktiv an Gruppenprozessen beteiligt, die typischen Regeln des Hauses kennt, aber diese auch immer wieder mal in Frage stellt.
Die Fachpersonen des Chinderhuus sind stets daran ihre Arbeit mit den Kindern zu reflektieren. Im Austausch darüber was uns als Team bei der Betreuung wichtig ist, haben wir neben vielen anderen, vier Grundsatzziele definiert an denen wir uns orientieren wollen. Wir nennen sie 4xS.
Sozialverhalten
Der erwachsene Mensch der das Kind einmal sein wird verhält sich sozial.
Selbständigkeit
Der erwachsene Mensch der das Kind einmal sein wird ist selbständig.
Sprachkompetenz
Der erwachsene Mensch der das Kind einmal sein wird ist sprachkompetent.
Selbstbewusstsein
Der erwachsene Mensch der das Kind einmal sein wird ist selbstbewusst.
Die Folge
Der erwachsene Mensch der das Kind einmal sein wird entwickelt sich stets weiter.
Jedes Kind will wachsen und lernen. Es wird bei uns Neues kennen lernen und mit bereits angeeignetem Wissen verknüpfen. Um das Lernen und die Lernwege für das Kind und Sie als Eltern deutlich zu machen, arbeiten wir mit dem Dokumentationssystem Portfolio. Im ursprünglichen Sinne bedeutet dieses Wort: „Katalog der besten Werke"…
"Jedes Kind ist etwas besonderes. Kinder sind wie Schmetterlinge im Wind. Manche fliegen höher als andere, doch alle fliegen so gut sie können. Warum vergleichen wir sie miteinander? Jedes ist anders... Jedes ist etwas besonderes... Jedes ist wunderbar und einzigartig!"
In diesem Ordner werden die kleinen und grossen Lernschritte der Kinder dokumentiert, reflektiert und präsentiert. Das Kind kann so immer nachvollziehen, was es schon kann und wie es dies gelernt und was es erlebt hat. Es kann dadurch seine Stärken und individuellen Besonderheiten wertschätzen. Wir sammeln gemeinsam mit Ihrem Kind Material vom Alltag in der Kita. Das Portfolio gehört dem Kind und es begleitet es während der gesamten Zeit in unserem Haus. Die Ordner befinden sich für die Kinder leicht zugänglich in den Gruppenräumen. Jedes Kind darf selber bestimmen, ob es anderen Kindern „sein Buch" zeigen möchte. Wir werden das Portfolio bei Elterngesprächen verwenden die wir mit Ihnen führen, um das Lernen Ihres Kindes sichtbar zu machen. Das Portfolio ist „ein Bilderbuch über mich". Sie sind herzlich eingeladen, in der Bring-oder Abholzeit, gemeinsam mit ihrem Kind seine gesammelten Werke zu betrachten.
Das bist du! (Foto und Beschreibung der Eintrittszeit des Kindes)
Das ist deine Familie (Eine Seite die Sie für Ihr Kind gestalten dürfen)
Das sind deine Freunde (Fotos und Beschreibungen aus dem Alltag)
Wie du älter wirst (Fotos und Entwicklungsbeschreibungen)
Das ist deine Gruppe (Gruppenbilder und Erlebnisse)
Dinge die du gerne magst (Spiele, Bücher, Lieder etc.)
Was du am liebsten spielst (Erklärungen was und womit sich das Kind gerne beschäftigt, Fotos)
Geschafft, gelernt! (Festgehaltene Fortschritte in Wort und Bild)
Spezialwochen (Einblicke in den Chinderhuusalltag)
Lerngeschichten (Wie und womit vertiefen sich Kinder, was sind ihre Themen...)
Unser pädagogisches Konzept ist fertig, schnuppern Sie rein...
Friedrich Fröbel
Was sehe ich, wenn ich dieses Kind anschaue? Was sehe ich in Kindern? Worauf schaue ich?
Das ist eine spannende Frage, oder? Jeder hat Bilder im Kopf, wir sind uns das nur nicht immer bewusst. Das Interessante daran ist, hier entscheidet sich, was ich denke, was Kinder brauchen oder nicht.
Alles was ein Kind braucht, um zu lernen ist eine Umgebung, die es ihm erlaubt zu spielen. Kinder lernen von selbst, im Alltag, ganz natürlich und aus innerer Motivation, die insbesondere durch die berühmte „kindliche Neugier“ ausgelöst wird. Wir Betreuungspersonen sind aufgefordert, dieser Neugier geeignete Räume, Informationen und Erfahrungen anzubieten – möglichst individuell ausgerichtet auf den jeweiligen „Entdecker und Spürnase“. Indem wir die Kinder bei ihrem Spiel beobachten wird die Kompetenz des Kindes im Bezug auf seine eigene Entwicklung sichtbar. Seine Autonomie, Individualität und Persönlichkeit können sich entfalten, wenn seine vielfältigen Kompetenzen erkannt und respektiert werden. Die achtsame, zugewandte Umgangsweise des Erwachsenen, die dem Kind Geborgenheit und innere Sicherheit vermittelt, ermöglicht es, dass das Kind seine Selbständigkeit und Selbstverantwortung beim Bewegen und Spielen genießen kann.
In unserer Kita verstehen wir und als Begleiter, Partner, Beobachter, Lernender und Organisator. Unser Ziel ist es, die ganze Persönlichkeit jedes Kindes wahrzunehmen. Montessori nennt die innere Kompetenz, die jedes Kind bezüglich seiner eigenen Wahrnehmung besitzt, den „inneren Bauplan“. Es ist alles schon da, es muss nur entwickelt und entfaltet werden. Jedes Kind ist individuell und wir Erwachsenen müssen uns mit ihm auf den Weg machen um zu entdecken, was seine Begabungen und seine Berufung im Leben ist. Deshalb muss Erziehung, wie Fröbel es nennt, nachgehend und nicht vorschreibend sein.
Ich anerkenne und respektiere, dass hinter jedem Menschen eine Familiengeschichte steht
„Die Hauptaufgabe für die Zusammenarbeit mit den Eltern besteht im gemeinsamen Bemühen um das Wohlbefinden und die Entwicklung der Kinder. Familie und Kita sind unterschiedliche Welten mit eigenen Aufgaben, Regeln und Abläufen. Für das Kind ist es wichtig, dass beide auf der Grundlage gegenseitiger Akzeptanz, miteinander in Beziehung stehen. Das Kind erlebt zwischen Eltern und Erzieherin ein Modell für die Gestaltung sozialer Interaktion.“
Handlungsziele in der Kita:
Wir alle sind unterschiedlich und deshalb wiederum auch alle gleich
„In der Kita leben Kinder unterschiedlichster Hintergründe und Bedürfnisse zusammen. Es ist unsere Aufgabe, mit den Kindern die Vielfalt zu gestalten und erlebbar zu machen. Die Kinder sollen menschliche und kulturelle Vielfalt kennen und schätzen lernen sowie die Balance zwischen den familiären Eigenheiten, ihren individuellen Bedürfnissen und den Interessen der Kindergruppe herstellen. Zugehörigkeit, Akzeptanz, Empathie und Beteiligung können frühzeitig gestärkt werden.“
Handlungsziele in der Kita:
Ich bin offen für neue Menschen, fähig Beziehungen einzugehen und zu pflegen
„Damit ein Kind seine sozialen Kontakte erweitern kann, braucht es ein breites Lernfeld. In der Kita erlebt es andere Kinder und Erwachsene mit unterschiedlichen persönlichen Eigenschaften, Emotionen und sozialen Fähigkeiten. Das Kind erfährt Freundschaft und Ablehnung und lernt unterschiedliche Gefühle bei sich und anderen wahrzunehmen, zu benennen und auf Gefühlsäusserungen anderer zu reagieren.“
Handlungsziele in der Kita:
Ich äussere meine Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse im Kontakt mit meinen Mitmenschen
„Die Sprache ist unser wichtigstes menschliches Kommunikationsmittel, um Gedanken und Informationen, Wünsche und Gefühle anderen Menschen mitzuteilen. Damit ein Kind sprachliche Fähigkeiten entwickeln kann, braucht es eine verständliche Umgangssprache die verschiedene Ansichten und Normen aufzeigen und Erwachsene, die es im täglichen Zusammensein wertschätzen. Freude am Austausch mit anderen erleben, seine Gefühle ausdrücken dürfen, Antworten auf Fragen erhalten und sich verstanden fühlen, tragen zum Welt- wie auch dem Selbstbild entscheidend bei.“
Handlungsziele in der Kita:
Ich schaffe mir einen Alltag der mir Halt gibt und Selbstständigkeit ermöglicht
„Damit ein Kind ein Zeitgefühl entwickeln und für sich vorausschauend planen kann, braucht es einerseits täglich wiederkehrende Fixpunkte und Struktur im Alltag. Diese Alltagsrhythmisierung bietet den Kindern Orientierung und Sicherheit und fördert die Selbstständigkeit. Andererseits braucht es Spielräume für spontane Veränderungen, die sich aus aktuellen Ereignissen, Bedürfnissen und Interessen ergeben. Wir ermöglichen den Kindern, sich an der Gestaltung ihres Alltages umfassend zu beteiligen.“
Handlungsziele in der Kita:
Ich bin offen für Neues und wage weitere Schritte
„Eingewöhnung und Verabschiedung zählen für uns als wichtige Übergänge, die vorbereitet und begleitet werden müssen. Doch auch die vielen kleinen Übergänge im Tag und im Haus gestalten wir bewusst, damit sie den Kindern als Übungsfeld dienen. Um für große Übergänge üben zu können, brauchen die Kinder Sicherheit und neue herausfordernde Situationen. Unser Anspruch ist es, den Kindern im Alltag entsprechende Übungsmöglichkeiten anzubieten, damit sie kompetente Brückenbauer und Konstrukteure werden. „
Handlungsziele in der Kita:
Das verstehen wie ich lerne, fördert meine Entwicklung
„Das Beobachten und Reflektieren der kindlichen Bildungs- und Entwicklungsprozesse umfasst die Fähigkeit, das Verhalten von Kindern genau wahrzunehmen und daraus Schlüsse für die Bildung und Entwicklungsförderung zu ziehen. Im Vordergrund der Beobachtung, Reflexlexion und Dokumentation steht die Achtung des beobachteten Kindes, die Anerkennung seiner Persönlichkeit sowie das wertschätzen seiner Art des Lernens.“
Handlungsziele in der Kita:
Ich nutze Herausforderungen im Leben als Chance für meine persönliche Weiterentwicklung
„Die Kernaufgabe von uns Erwachsenen besteht darin, eine gesunde Balance zwischen Anregung und Eigeninitiative des Kindes, zwischen Hilfestellung und Zurückhaltung in unserem pädagogischen Handeln zu gewährleisten. Wir Erwachsenen schaffen anregungsreiche Erfahrungsräume für Kinder zum selbsttätigen Entdecken, Gestalten und Erkunden. „
Handlungsziele in der Kita:
Ich spüre was mir gut tut und führe ein aktives Leben
„Damit ein Kind sich ganzheitlich entfalten kann braucht es eine Vielfalt an Bewegungsmöglichkeiten die seinen Bedürfnissen entsprechen. Freude am Lernen, Neugier und Lust am Erkunden, sind nie stärker ausgeprägt als im Kleinkindalter. Es ist uns wichtig, die Eigenaktivität der Kinder zu fördern und zu fordern. Bewegung ist einer der wichtigsten Bestandteile des kindlichen Lebens.“
Handlungsziele in der Kita:
Ich verfüge über ein bewusstes und gesundes Essverhalten
„Damit ein Kind die Mahlzeiten genussvoll erleben kann, braucht es eine ungezwungene und entspannte Tischatmosphäre. Gemeinsam zu essen ist ein Ritual unserer Gesellschaft und bietet Gelegenheit zum Austausch und zum Sammeln von wichtigen Gemeinschaftserfahrungen. Die Kinder werden mit einer gesunden Ernährungsweise vertraut und erleben sich während den Esssituationen als selbstbestimmend.“
Handlungsziele in der Kita:
Ich spüre und berücksichtige mein Ruhebedürfnis
„Damit ein Kind zur Ruhe kommen oder schlafen kann, braucht es eine geschützte Umgebung und emotionale Sicherheit. Schlafregelungen orientieren sich am individuellen Schlafbedürfnis der Kinder. Wenn Kinder keinen Zwang empfinden, können sie eher Sensibilität für ihre eigenen körperlichen Befindlichkeiten entwickeln.“
Handlungsziele in der Kita:
Ich kenne meinen Körper und spüre was mir gut tut
„Damit ein Kind seinen Körper kennen lernt und die damit verbundenen Gefühle wahrnimmt, ist es wichtig, dass es achtsame Begegnung und aktivierende Pflege erfährt. Die Integrität des Kindes hat dabei oberste Priorität. Die Pflegesituationen sind eingebettet in einen Ablauf rund um die pflegerische Handlung. Das emotionale Wohlbefinden des Kindes ist uns genauso wichtig, wie die korrekte Pflege seines Körpers.“
Handlungsziele in der Kita:
Chinderhuus Sternacker Sternackerstrasse 9 9000 St. Gallen
Telefon 071 222 15 36 leitung@chinderhuus-sternacker.ch